Chronik des Schützenvereins Werse von 1821 e.V.

1821 - 1920

aus: 150 Jahre Schützenverein Werse von 1821, Vereinschronik von 1971
Jahr Ereignis
1821 Aus der Gründungszeit des Schützenvereins Werse von 1821 - ursprünglich "Schützengesellschaft Werse-Laer" - liegen keine schriftlichen Protokolle und Berichte vor. Wie es damals um das Schützenwesen im Amtsbezirk St. Mauritz bestellt war, können wir [einem] Bericht von 1830 entnehmen. Er macht indes das nur in mündlicher Tradition überlieferte Gründungsjahr 1821 glaubhaft. Ist es doch auch sonst nachweisbar, daß sich in den Jahren nach den Freiheitskriegen vielerorts Schützengesellschaften neu bildeten oder man die alte Sitte des Vogelschießens wieder belebte. So wird es auch in der Bauernschaft Werse gewesen sein, wie der unbedenklich auf das ehrwürdige Alter von über 300 Jahren zu schätzende silberne Vogel der Königskette und das wohl im Zusammenhang mit der Einführung des geregelten Schützenwesens im Kirchspiel St. Mauritz um 1625 für "DE WESE BURSCHUP" angefertigte Schildchen erkennen läßt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts hat man die Schützenfeste in der Bauernschaft Werse wahrscheinlich in dem Rahmen gefeiert, wie es Bürgermeister Vonnegut 1830 niedergeschrieben hat. Die verschiedenen Kriege sollen den Verein, der Überlieferung nach, in diesen Jahrzehnten gezwungen haben, mehrmals das Vogelschießen ausfallen zu lassen; aber auch in Friedenszeiten hat es lange Pausen gegeben. So heißt es in einem Bericht aus dem Jahre 1899, daß seit 1888 kein Schützenfest mehr gefeiert worden sei.
1886 wurde dieser Nachricht zufolge das Schützenfest in der Gastwirtschaft Bertling in der Tasche - später Gartenbaubetrieb Engels am Hatzfeldweg - gefeiert. Schützenkönig ist auf diesem Fest Onkel Heinrich Wermelt.
1887 feierte der Verein sein Schützenfest wiederum bei Bertling. Den Königsschuß tut Wilhelm Kimmina. Oberst Papenbrock hatte die Schützen zur Vogelstange geführt, die an der Gastwirtschaft St. Mauritz stand.
1899 Nach 12 Jahren Pause beschließen Vater Heinrich Brüning-Borgmann und Onkel Hermann Wermelt in der Gastwirtschaft Frönd durch Inserat in der Tageszeitung zu einer Generalversammlung einzuladen. Auf der angekündigten Versammlung bei Schwarte - Gastwirtschaft St. Mauritz - erschienen 50 Schützenbrüder, die Hermann Wermelt und Heinrich Brüning-Borgmann in den Vorstand wählen und Heinrich Bracht zum Obersten bestellen. Gegen den Beschluß der Versammlung, bei Schwarte zu schießen, verwahrt sich der damalige stellvertretende Amtsbürgermeister Klevekorn als Nachbar. Daraufhin errichten einige Schützen die Vogelstange in der sogen. Wöste am Wösten- oder Graelbach, in der Nähe des jetzigen Tannenhofes. Der König von 1887, Wilhelm Kimmina, legt nach alter Sitte an der Vogelstange ein Faß Bier auf. Oberst Bracht schießt den Vogel ab; an seiner statt übernimmt sein Bruder Hermann das Amt des 1. Offiziers. Das Fest findet bei Schwarte statt, da es einen Hofstaat noch nicht gibt, sitzt die Königin, Anna Schwermann, als einzige Dame unter Männern am Königstisch.
1900 schießt der Fahnenschläger des Vereins, Hausmetzger Wilhelm Wiek vom Mariendorfer Weg, die Reste des Vogels von der Stange und nimmt sich seine Braut zur Königin. Gefeiert wird in den Räumen des Hugerlandshofes.
1901 erringt Heinrich Wermelt die Königswürde. Man feiert das Fest in der Pleistermühle.
1902 hatten eifrige Schützen die Spitze verschiedener Kugeln abgefeilt. Das wurde dem Kellner Wilhelm Böckenholt zum Verhängnis. Das Fest wird am gleichen Tage im Maikotten begangen.
1903 schießt Fritz Engbert gen. Menke vom Laerer Leichenweg den Vogel ab. Der neue Saal der Gastwirtschaft St. Mauritz sieht ein gelungenes Fest; mancher Schweißtropfen bleibt bei dem warmen Wetter auf dem frisch gelegten Parkett.
1904 gelingt es dem Obersten Heinrich Bracht, den Vogel von der Stange zu schießen. Während des Festes auf dem Hugerlandshof war es so warm, daß alle Teilnehmer die Nacht hindurch draußen saßen und nur zum Tanz in den Saal gingen.
1905 erringt der Müller Heinrich Große Erdmann die Königswürde.
1906 sind Anton und Paula Schwarte von der Gastwirtschaft St. Mauritz das Königspaar. Gleich nach dem Einmarsch in den festlich hergerichteten Saal des Maikotten führt Oberst Bracht die Teilnehmer zu einer ausgedehnten Polonaise an. Mit Musik und Gesang geht es an Haus Grael vorbei bis zum Präsidentenbusch.
1907 tut Hermann Holtmann von der Laer den Königsschuß. Das Fest findet bei Kinnebrock statt. Laut Beschluß der nachfolgenden Versammlung soll dies auch in Zukunft so gehalten werden, wenn ein Schützenbruder von der Laer den Vogel abschießt.
1908 erringt Theo Westlinnig von der Gastwirtschaft Weiligmann die Königswürde. Am darauffolgenden Tag findet in der Residenz des Königs eine zünftige Nachfeier statt.
1909 wird der Wagenbauer Johannes Holtschulte Schützenkönig. Den mit Musik und blumengeschmückten Handstöcken zur Vogelstange marschierten Schützenbrüdern werden aus einem großen Korb Schnittchen mit Schinken und Mettwurst gereicht.
1910 sind Josef Grautmann gen. Pleister und seine Frau das Regentpaar. Das Fest feiert man in den Räumen der Pleistermühle. Es wird berichtet, daß in dem einige Treppenstufen tiefer gelegenen Uhlenstübchen mancher Schützenbruder hängengeblieben ist. Daß es in diesen Jahren an der Pleistermühle recht fröhlich zuging, zeigt auch die Gründung des bekannten Studentenclubs "Spieg In't Füer", der danach benannt war, daß seine Mitglieder allabendlich dort am Herdfeuer saßen und ins Feuer spuckten.
1911 ist Schützenfest im Maikotten, um dessen besonders schönen Verlauf sich Schützenkönig Anton Nordhoff und seine Königin Maria Notarp von der Laer verdient machen. Höhepunkt ist eine ausgedehnte Polonaise mit Musik und Gesang zum Präsidentenbusch. Nach der Ernte lädt König Anton den Vorstand mit Damen zu einem Ausflug in den Bagno bei Burgsteinfurt ein.
1912 kommt der junge Adjudant, Heinrich Heumann von der Laer, der die stattliche Größe von über zwei Metern hatte, zu Beginn des Vogelschießens auf einem Pferd von knapp anderthalb Metern angeritten. Den Königsschuß tut Gastwirt Josef Hülsmann vom Hugerlandshof.
1913 schießt der Wirt Theodor Notarp vom Maikotten den Vogel ab. Das Schützenfest findet bei Schwarte statt.
1914 holt Fritz Engbert gen. Menke den Vogel von der Stange. Auf dem Schützenfest in den Räumen des Hugerlandshofes verhielt sich König Fritz recht sparsam, so daß er von den ihm aus der Vereinskasse überreichten 20 Mark am nächsten Morgen noch 12 Mark mit nach Hause brachte. Tags darauf traf er den Schützenbruder Jupp Kimmina, dem er von seinem Glück erzählte und ihn sofort zu einem Umtrunk in den "Fuselkotten" - Heidekrug - einlud. Diese Nachfeier, der sich noch weitere Schützenbrüder zugesellten, soll nach deren Zeugnis dem König mehr gekostet haben als das ganze Schützenfest. Fritz Engbert fiel am 1.Mai 1915 als Soldat an der Ostfront. Er wurde in einem Wald an der Piliza in Polen begraben.
Während des Krieges hielten die Schützenbrüder auch als Soldaten auf gute Kameradschaft und Nachbarschaft. Zwei Jahre nach Kriegsende, am 29. Dez. 1920, wird die alte Fahne bei einem Brand auf Hugerlandshof vernichtet.

1921 - 1955

aus: 150 Jahre Schützenverein Werse von 1821, Vereinschronik von 1971
Jahr Ereignis
1921 kommt es erstmalig wieder zur Einberufung einer Generalversammlung, und zwar auf Veranlassung des Schützenbruders und Wirtes Anton Isfort von der Pleistermühle. 84 Mitglieder finden sich dazu am 5. Mai im Heidekrug ein. Nach dem Gedenken an die Gefallenen beschließt man, alljährlich am Donnerstag nach Pfingsten wieder ein Schützenfest zu feiern. Zum Vogelschießen fertigen die Gebrüder Bunge einen Vogel aus Weidenholz an, auf den in einem hergerichteten Schießstand mit Karabinern geschossen wird. Wegen der Durchlässigkeit des Holzes muß der Vogel zwischendurch mit der Axt zerkleinert werden. Die Königswürde erringt Franz Buthen, der bei Bauer Overesch im Dienst stand.
1922 erhielt der Verein zum Schützenfest einen neue Fahne. Im gleichen Jahr stiftet der neue König, Franz Kuhlmann, das von seiner Frau zum erstenmal getragene Diadem für die Königin.
1923 kann wegen des Einbruchs der Franzosen in das Ruhrgebiet kein Vogelschießen stattfinden. Dazu macht es die völlige Geldentwertung unmöglich, ein Schützenfest zu veranstalten.
1924 wird Heinrich Bracht von der Generalversammlung zum ersten Vorsitzenden gewählt und zum Stellvertreter der Schützenbruder Dirkes; als Fähnrich und Fahnenschläger wird Josef Grautmann vorgeschlagen. Der Antrag der Bauernschaft Laer zum Austritt aus dem Verein wegen des angeblich zu weiten Weges zu den Veranstaltungen führt zu einer lebhaften Diskussion. Die Bauern von der Laer gründen anschließend den Schützenverein "Vereinigte Landwirte Laer".
1925 tragen die Schützen einheitliche grüne Hüte und erstmalig Holzgewehre im Festzug. Das Holz stiftete Schützenbruder Heinrich Overesch, angefertigt waren sie von dem Schützenbruder Johannes Holtschulte. Beim Schießen an der Sägemühle der Pleistermühle schießt Clemens Althues, Wirt vom Heidekrug, den Vogel ab. Zum Fest setzt es seine Frau Berta als Königin durch, daß ein Hofstaat an der Königstafel Platz nimmt, weil sie dort nicht allein unter Männern sitzen wollte.
1926 führt Oberst Schwermann die angetretenen Schützen zur Stange. Der letzte König, Clemens Althues, schießt erneut den Vogel ab, der jedoch sofort wieder aufgesetzt wird. Das Schießen nimmt daraufhin einen schleppenden Verlauf bis Oberst Schwermann sich als neuer König qualifiziert. Das Schützenfest dehnt sich solange aus, daß der König die letzten Gäste zum Frühstück mit auf seinen Hof nimmt.
1927 ergänzt die Generalversammlung die Statuten dahingehend, daß in Zukunft der alte König nur einen Schuß, und zwar den ersten, auf den Vogel abgeben darf. Clemens Althues erhält für seinen vorjährigen Meisterschuß eine Ehrenmedallie. Die jährlichen Beiträge werden auf drei Reichsmark festgesetzt und sind zur Entlastung des Kassierers von einem Schützenbruder einzuholen.
1928 treten die Schützen an der Kapelle von Schulze Bockeloh an. Während des Schießens und auch nachmittags auf dem Schützenfest werden Preisschießen, Taubenstechen und Kinderbelustigungen veranstaltet. Die Königswürde erringt Schützenbruder und Gastwirt Anton Isfort.
1929 beschließt die Generalversammlung zur Hebung des Interesses am Vogelschießen, in Zukunft für den Abschuß von Krone, Zepter und Apfel jeweils eine Geldprämie zu zahlen. Gleichzeitig wird der Zuschuß für den König auf 50 Reichsmark festgelegt. Der Wirt des Hugerlandshofes läßt das Festlokal für Fremde sperren.
1930 führt Oberst Heinrich Sundorf die angetretenen Schützen trotz Gewitter und Donnerschlag diszipliniert zur Vogelstange. Wolkenbruchartige Regenfälle verzögern das Schießen erheblich. Dennoch kann Anton Berkemeyer den Vogel von der Stange holen. Wegen der anhaltenden Regenfälle wagt sich des Nachts niemand nach Hause, so daß die Feier im Heidekrug bis zum frühen Morgen andauert.
1931 schlägt der Vorstand vor, den Festzug mit Rücksicht auf die schwere Zeit ausfallen zu lassen; die Generalversammlung erklärt sich jedoch dagegen. Im neugewählten Vorstand stellt Heinrich Bracht den ersten und Theodor Steinmann den zweiten Vorsitzenden; Schriftführer wird Wilhelm Feldmann, Kassenführer Bernhard Prior, Beisitzer Hermann Holtschulte und Bernhard Meckmann, Oberst Reinhard Schulze Bockeloh, Feldwebel Albrecht Dreyer, Fähnrich und Fahnenschläger Berhnhard Käuper.
1932 wird beschlossen, Schützenfest und Winterfest alljährlich abwechselnd in den Gastwirtschaften im Bereich der alten Wersebauernschaft zu halten, die über die notwendigen Räumlichkeiten verfügen. Die Generalversammlung setzt den Jahresbeitrag auf 5 Reichsmark fest, von denen den zum Fest angetretenen Schützen je eine Mark zurückerstattet werden soll. Teilnehmer des Schützenfestes ist der Rektor der katholischen Dyckburgpfarre.
1933 wird Willi Steinhoff zum Obersten gewählt, der sich dafür eine eigene Uniform schneidern läßt. Schützenkönig Bernhard Bracht und Königin Johanna Overesch spendieren der Königstafel eine Bowle von 20 Litern. Am 11. November nehmen König und Schützen an einem großen Fackelzug teil.
1934 legt Lehrer Feldmann von der Pleisterschule das Amt des Schriftführers nieder; der Posten wird von Bernhard Prior übernommen. Auf der Generalversammlung bittet König Bernhard Bracht in Anbetracht des politischen Machtwechsels um Treue zu Heimat und Vaterland. Eine vom Verein durchgeführte Winterhilfssammlung erbringt 32,50 Mark.
1935 treten die Schützen zum Schießen bei Weiligmann an, wo Oberst Steinhoff sie mit markigen Worten begrüßt und an straffe Disziplin erinnert. Die Bewohner des Viertels am Tannenhof zeigen ihre Sympathie für den neuen König Wilhelm David durch reichen Flaggenschmuck. Am Tage nach dem Fest findet im Heidekrug ein Frühschoppen statt. Der alte König erhält zur Erinnerung erstmals eine Ehrenmedallie.
1936 geben Vorstand und Mitglieder auf der Generalversammlung ihrer Sorge um den Fortbestand des Schützenvereins Ausdruck. Gemäß ministerieller Verfügung, nach der jeder Verein im nationalsozialistischen Deutschland eine staatspolitische Aufgabe zu erfüllen habe, es somit Pflicht der traditionsreichen Schützenvereine und Bruderschaften sei, sich als Mitglied des deutschen Schützenverbandes eintragen zu lassen, tritt der Verein dem neugegründeten deutschen Schützenverband als Mitglied bei und wird dem Gau 9, Westfalen, in Dortmund, angegliedert. An die Stelle des Vorstands tritt ein Beirat. Nachdem dem Verein nahegelegt worden war, eine Schießriege aufzustellen, da es Sinn und Zweck des Schützenwesens sei, der Wehrhaftmachung des Volkes zu dienen, finden sich am 17. Mai zehn Freiwillige dafür zusammen. Zu Übungen mit Kleinkalibergewehr und Luftbüchse treffen sie sich an jedem ersten Sonntag im Monat auf dem Schießstand bei Deittert.
1937 findet das Vogelschießen an der neuerrichteten Stange bei Deittert statt, weil die alte Vogelstange an der Pleistermühle wegen fehlenden Kugelfanges nicht zugelassen worden war. In seiner Ansprache auf dem Schützenfest regt König Ewald Kühne die Erarbeitung einer Vereinschronik an. Am Ende des Jahres hat sich die Schießriege zu einer festen Stütze des Vereins entwickelt, ihre Übungen erfreuen sich aktiver und regelmäßiger Teilnahme.
1938 macht die wehrpolitische Ausrichtung des Vereins Organisationssorgen. Es kommt zur Einführung der vorgeschriebenen neuen Fahne und des Einheitsschützenhutes mit dem deutschen Schützenabzeichen.
Auf dem Schützenfest stiftet der alte König, Ewald Kühne, eine Truhe zur Aufbewahrung der Königskette. Für die kostenlose Errichtung der neuen Vogelstange wird Schützenbruder Heinrich Overesch auf dem Fest mit seinem Lieblingslied "Sah ein Knab ein Röslein stehen" geehrt.
1939 schießt Gastwirt Hans Meurer auf dem letzten Schützenfest vor dem Kriege den Vogel ab. Besonderen Beifall erhält Josef Brockmeyer für den mit großem Schneid ausgeführten Fahnenschlag. Die Inanspruchnahme der Säle für die Wehrmacht läßt das Winterfest ausfallen.
1940 verstirbt am 7. Januar der langjährige 1. Vorsitzende Heinrich Bracht, der sich wegen seines ausgleichenden Wesens bei den Schützenbrüdern großer Beliebtheit erfreut hatte.
1941 wird auf der Mitgliederversammlung vom 6. Juli Bernhard Bracht zum 1. Vorsitzenden gewählt.
1942 findet die letzte Beiratssitzung im Kriege statt. Das Opferschießen zugunsten des Winterhilfswerkes muß eingestellt werden; die alljährliche Spende wird durch eine Sammlung aufgebracht.

1946 - 1970

aus: 150 Jahre Schützenverein Werse von 1821, Vereinschronik von 1971
Jahr Ereignis
1948 treffen die Vereinsmitglieder nach sechsjähriger Pause am 7. Oktober erstmalig wieder zusammen und lassen den Schützenverein damit wiederaufleben. Der 2. Vorsitzende Th. Steinmann und der Kassierer Heinrich Hoppenberg berichten über die Verhandlungen mit dem Vorsitzenden des wieder gegründeten Historischen Deutschen Schützenbundes, Pfarrer Dr. P. Louis, Leverkusen.
Am 18. November kann im Saal der Pleistermühle wieder ein Winterfest gefeiert werden. Den Festball eröffnet der alte König Hans Meurer mit seinem Hofstaat von 1993. Wie Schriftführer Otto Symann berichtet, konnte man sich auf dem Fest zum ersten Mal nach langer Zeit nicht nur wieder an geistiger Kost erfreuen, sondern nach all den Jahren der Not und Sorge sich auch friedensmäßig bewirten lassen. Nachdem infolge der Währungsumstellung nur noch ein Kasenbestand von 10,- DM vorhanden war, ergab die Abrechnung nach dem Fest ein Guthaben von 240,32 DM.
1949 ruft der Vorsitzende Bernhard Bracht auf der Generalversammlung mit begeisternden Worten zum ersten Schützenfest nach zehn Jahren auf. Mit einer Armbrust erlegt Schützenbruder Ewald Kühne den von Bildhauer Schürmann angefertigten Gipsvogel. Mit seiner Frau Antonia als Königin bemüht er sich sehr um das Gelingen des Festes, an dem erstmals der Pfarrer von St. Konrad auf Einladung des Vorstandes teilnimmt. Fähnrich Hermann Konermann erfreut die Teilnehmer durch einen meisterhaften Fahnenschlag.
1950 wird das Schützenfest wie üblich am Donnerstag nach Pfingsten gefeiert. Dem Schützenbruder Heinrich Schwermann gelingt es, den schön geformten Vogel mit der Armbrust zu erlegen. Zu dem Fest im rechtzeitig wiederhergestellten Saal des Heidekrugs hatte sich der Vorstand ein vielseitiges Programm einfallen lassen mit einer von Oberst Anton Brüning angeführten Polonaise durch die Gartenanlagen des Festlokals als Höhepunkt. Da das 125jährige Vereinsjubiläum im Jahre 1946 der schlechten Zeiten wegen nicht gefeiert werden konnte, begeht der Schützenverein
1951 ein Jubelfest aus Anlaß seines 130jährigen Bestehens. Dabei werden Vogelschießen und Schützenfest auf zwei Tage verteilt. Wie im Vorjahr geht dem Schießen ein Gedenkgottesdienst für die Gefallenen und Verstorbenen in der St.-Konrad-Kirche voraus. Erstmals wird mit Jagdgewehren auf den Vogel geschossen; den Königsschuß tut Schützenbruder Tonius Nordhoff. Schriftführer Otto Symann bezeichnet es in seiner Festrede als Funktion des Vereins und seiner Veranstaltungen eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen und Heimatgeschichte lebendig zu machen.
1952 begrüßt Oberst Josef Konermann von Haus Grael die angetretenen Schützen in däftigem Plattdeutsch. Begleitet von der Jugend geht es anschließend mit klingendem Spiel zur St.-Konrad-Kirche. Nach dem Gedenkgottesdienst appelliert Pastor Scholtholt an die Schützen, trotz der Wirrnisse der Zeit treu zu Kirche, Heimat und Brauchtum zu stehen. Auf Vorschlag des neuen Königs, Karl Laumeier, tragen Königin und Damen des Hofstaats dunkelgrüne Schärpen.
1953 erringt der erste Vorsitzende, Bernhard Bracht, die Königswürde. Am Nachmittag des Schützenfestes spendiert er der Jugend Apfelsaft aus seinem Keller. Auf dem Winterfest wird des tödlich verunglückten Fahnenschlägers Hermann Konermann gedacht, der unter den Schützenbrüdern sehr beliebt war.
1954 wählt die Generalversammlung Felix Böckelmann zum neuen Fahnenschläger. Sie beschließt weiterhin die Anschaffung einer zweiten Königskette, damit der König die schwere Kette nicht ständig zu tragen brauche. Der Kassenbestand beläuft sich auf DM 770,15. Beim Vogelschießen löst Josef Bracht seinen Bruder Bernhard als König ab. Auf dem Schützenfest wird Th. Steinmann wegen seiner Verdienste im Vorstand zum Ehrenmitglied ernannt.
1955 wander[t] König Josef Bracht nach den USA aus; ein Abschiedsabend im Heidekrug vereint ihn noch einmal mit seinen Schützenbrüdern. Der 1. Vorsitzende wird zum Thronverweser bestellt. Das Vogelschießen findet in diesem Jahr erstmalig am Pfingstmontag statt. In Willi Berenscheidt erhält das Werseland einen neuen forschen König, der als Geschäftsführer einer Eisen- und Drahthandlung auch den Namen Wilhelm der Eiserne und Drahtige trägt.
1956 bestätigt die Generalversammlung die von Schriftführer Otto Symann überarbeiteten Statuten und beschließt, daß der Vereinsbezirk weiterhin der Bereich der alten Wersebauernschaft bleiben solle. Das Trinkgeld für den Kutscher und der Zuschuß des Vereinswirtes werden auf 50,- DM erhöht.
1957 wird zum Vogelschießen eine neue Vogelstange bei der Artkampschen Wirtschaft Weiligmann errichtet. Der todkranke Pastor Scholtholt von St. Konrad wird mit einem Fahnenschlag geehrt und ihm vom 1. Vorsitzenden namens aller Schützenbrüder der Dank für seine Anhänglichkeit an den Verein ausgesprochen. An der Vogelstange wird ehrend des Schießwartes Hans Holtschulte gedacht, der dies Amt 25 Jahre mit großer Gewissenhaftigkeit wahrgenommen hat.
1958 gehen aus der Vorstandswahl hervor: Bernhard Bracht als 1. und Otto Symann als 2. Vorsitzender. Kassierer wird Heinrich Hoppenberg, Schriftführer Trepper. Zu Beisitzern werden gewählt: Hermann Holtschulte sen., Bernhard Meckmann, Tonius Nordhoff und Bernhard Schräder-Brandes. Im Offizierkorps wird Anton Brüning Oberst auf Lebenszeit, Hauprmann Heinrich Schwermann, Feldwebel H. Schwermann-Wesselkötter, Fähnrich Felix Böckelmann, Adjutanten werden Bernhard Meinert und Josef Bracht, Fahnenunteroffiziere Erwin Stöppler und Hermann Kenter.
Die Generalversammlung beschließt die Errichtung einer Kriegergedächtniskapelle. Dem neuen Pastor von St. Konrad, Ludwig Augstin, zu Ehren bringt der Fähnrich einen Fahnenschlag dar.
1959 erläutert Architekt und Schützenbruder Heinz Hoppenberg auf der Generalversammlung den Entwurf der geplanten, vom Schützenverein Werse zu tragenden Kriegergedächtnisstätte. Der Kostenvoranschlag der in Bruchsteinmauerwerk zu errichtenden Kapelle in einer Größe von 5,40m mal 4,70m lautet auf 12500,- DM. Davon zeichnen die Schützenbrüder im Laufe des Jahres einen Beitrag von 1250,- DM. Der Anregung von Pastor Augustin, dazu Gelände auf dem Kirchplatz zur Verfügung zu stellen, versagt das Bischhöfliche Generalvikariat seine Zustimmung. Eine später für die Gedächtniskapelle in Aussicht genommene Gedenktafel für die Gefallenen des letzten Krieges, die Pastor Augustin anfertigen ließ, findet vorläufig ihren Platz hinten in der St.-Konrad-Kirche.
1960 gedenkt der Verein seiner Gefallenen beider Weltkriege erstmals mit einer Kranzniederlegung vor dieser Gedenktafel. Zum hundertjährigen Jubiläum des Handorfer Bürgerschützenvereins entsendet der Verein eine starke Abordnung mit König Bernhard Meinert an der Spitze. Sein tragischer Unfalltod überschattete das Winterfest.
1961 erhielten aus Anlaß des 140jährigen Bestehens des Vereins alle noch lebenden Schützenkönige eine besondere Einladung zum Schützenfest, auf dem Hans Heitz dem Verein das von ihm gedichtete und von Otto Symann vertonte Lied der Werseschützen überreichte. Neben den alten Königen wurde Schützenbruder Albrecht Dreyer für 50jährige Mitgliedschaft durch Überreichung der goldenen Vereinsnadel geehrt. Den Vogel holt der Schriftführer Helmut Wolters mit dem 148. Schuß von der Stange.
1962 gedenkt die Generalversammlung des auf tragische Weise ums Leben gekommenen Fähnrichs und Fahnenschlägers Felix Böckelmann. Auf ihren Beschluß wird dem Schützenbruder Franz Holtschulte, der seit Jahren mit großer Sorgfalt den Vogel angefertigt hat, zukünftig jährlich 30,- DM gezahlt. Die Wahlen zum Gerätewart und zum Hauptmann fallen auf die Schützenbrüder Bernhard Hülsken und Fritz Neuhaus. Schließlich entscheidet sich die Versammlung nach reger Diskussion, künftighin Kraftdroschken zum Festzug zu nehmen, da die Gestellung von passenden Gespannen, Kutschwagen und Geschirren immer schwieriger wird.
1963 wird zur Vorbereitung und Leitung von Schützen- und Winterfest erstmals ein Zeremonienmeister bestellt, der gleichzeitig dem Vorstand angehören soll. Die Wahl fällt auf den Schützenbruder Josef Günter. Durch einen Fahnenschlag von Heinz Kenter wird Pastor L. Augustin von St. Konrad geehrt, der sich dafür bei den anwesenden Schützen herzlich bedankt. Als König stiftet der jugendliche Schützenbruder Heiner Bracht dem Verein eine Königskette mit silbernem Anhänger in Form eines Königsmantels, die dem neuen König gleich nach dem Königsschuß umgehängt werden soll.
1964 beschließt die Generalversammlung die schon im Vorjahr angeregte Anschaffung einer neuen Fahne, für die fast 2000,- DM gespendet werden. Sie wird am Pfingstmontag in St. Konrad geweiht und anschließend dem Verein übergeben. Dem Hersteller, Schützenbruder Max Reuter, spricht der neue König, Heinrich Schwermann-Wesselkötter, auf dem Schützenfest seinen Dank aus. Gleichzeitig werden die verdienten alten Mitglieder Hermann Holtschulte sen., Bernhard Meckmann und Heinrich Hoppenberg durch Überreichung einer Urkunde geehrt.
1965 ermöglicht es die Spendenfreudigkeit der Vereinsmitglieder, für die drei Fahnenoffiziere je einen Waffenrock anzuschaffen. Zur Schaffung einer Rücklage für das Jubiläum im Jahre 1971 wird der Jahresbeitrag auf 20,- DM erhöht. Die von Schützenbruder K. Droste auf der Generalversammlung veranlaßte amerikanische Versteigerung seines Handstocks erbringt DM 114,75 zugunsten des Jubiläumskontos. Dem Gerätewart Bernhard Hülsken wird für die Herstellung eines Fahnenschrankes gedankt.
1966 verstirbt der langjährige Oberst Anton Brüning; das Amt des 1. Offiziers wird daraufhin von Schützenbruder Heinrich Schwermann übernommen. Der Kassenbestand erreicht die ansehnliche Höhe von knapp 1500,- DM.
1967 lädt König Karl Kracht nach dem gelungenen Schützenfest im Hugerlandshof den Vorstand und weitere verdiente Mitglieder mit ihren Damen zum Besuch des Trabrennens nach Gelsenkirchen ein. Zum Abschluss des Ausfluges wird der Gewinn eines Einsatzes im Heidekrug vertrunken. Auf dem Winterfest hielt man mit allgemeiner Zustimmung den Personenkreis am Königstisch versuchsweise klein.
1968 erringt der Kassierer des Schützenvereins, Bernhard Schräder-Brandes die Königswürde. Die finanziellen Geschäfte werden von Schützenbruder Wilhelm Schönhagen weitergeführt mit dem speziellen Auftrag, für das Jubelfest die "nötigen Gelder" in Höhe von 10.000,- DM bereitzustellen. König Bernhard stiftet zum Winterfest ein mit einer Krone besticktes blaues Samttuch, auf dem in Zukunft die große Königskette auf dem Königstisch abgelegt werden soll. Zum gleichen Anlaß erfreut eine von Schützenbruder Heinrich Hollenhorst gewonnene Ballettgruppe die anwesenden Teilnehmer mit ihren Tänzen. Auf Einladung des Vorstandes nimmt erstmalig Pastor Jaene von der evangelischen Auferstehungsgemeinde an dem Winterfest teil.
1969 wird der Vereinswirt Clemens Althues aus Anlaß der Vollendung seies 80. Lebensjahres die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Die Verdienste des Feldwebels Heinrich Schwermann-Wesselkötter um den Verein finden durch seine Beförderung zum Oberfeldwebel Anerkennung. Dem Ehrenmitglied Hermann Holtschulte sen. wird auf dem Weg zum Vogelschießen ein Ständchen gebracht. Bei der Kuchenschlacht im Heidekrug am Nachmittag des Schützenfestes übernimmt Hermann Holtschulte die Kosten für Kaffee und Kakao; dafür wird ihm der Vereinszuschuß auf DM 400,- erhöht. König Hermann und Frau Maria machen sich während ihres Regierungsjahres um die vorbereitenden Arbeiten für die Geschichte der Bauernschaft Werse und die Chronik des Schützenvereins verdient.
1970 findet nach langen Jahren das Vogelschießen erstmals wieder an der Pleistermühle statt. Bei großer Beteiligung und schönstem Wetter schießt Tonius Nordhoff den Vogel ab. Das damit begonnene Jubeljahr stellt er unter das Geleitwort "Si män vergnögt und frei Di!". Mit seiner Frau Liesel als Königin und seinem Hofstaat, den Eheleuten Helmut Wolters und Robert Schoster, bemüht er sich tatkräftig um die Erstellung der Vereinschronik. Auf der Generalversammlung stiftet "Mäcki" Reuter zwei neue Schlagfahnen, damit der Fahnenschlag zum Jubelfest zu dritt ausgeführt werden kann. Der Kassenbestand erreicht die ansehnliche Höhe von 8500,- DM.

1971 - 1995

aus: 175 Jahre Schützenverein Werse von 1821, Vereinschronik von 1996
Jahr Ereignis
1971 Mit sechs Nachbarvereinen, die einschließlich des Spielmannszuges vom Schützenverein St. Hubertus Sprakel von 1719 in einer Stärke von über 100 Personen teilnahmen, wurde das Jubiläumsschützenfest am 5., 12. und 13. Juni 1971 glanzvoll gefeiert.Das Winterfest fand am Samstag, dem 6. November 1971, im Festlokal Deittert statt. Mit einer Kapelle in großer Besetzung, unterhaltsamen Einlagen und einer großen Tombola und nicht zuletzt mit König Hannes I. wurde es zu einem großen Erfolg.

1996 - 2020

Jahr Ereignis